- 1. Herkunft
- 2. Farbe und Muster
- 3. Video: Rennschnecken erfolgreich im Aquarium pflegen
- 4. Haltungsempfehlungen
- 5. Besondere Merkmale
- 6. Vermehrung
Herkunft
Die Aquarium Schnecken, die wir in der Aquaristik als Rennschnecken oder einfach als Rennis kennen, gehören zu den Gattungen Vittina und Neritina. Oft ist die Zuordnung ein bisschen knifflig, und je nach Autor können die Tiere unterschiedlich heißen. Rennschnecken gehören wie Geweihschnecken in die Familie der Nixenschnecken oder Neritidae. Sie sind Kiemenatmer.
Die in der Aquaristik bekannten Rennschnecken kommen in eigentlich immer aus Südostasien. Sie sind dort sehr weit verbreitet, weil ihre Larven im Meer aufwachsen und über diesen Weg weitere Flüsse besiedeln können. Rennschnecken in der Natur findet man häufig im Brackwasser der Flussmündungen, in Mangrovenwäldern oder in den Süßwasser führenden Unterläufen der Flüsse. Vor allem die älteren Tiere wandern gerne relativ weit landeinwärts und leben dann in reinem Süßwasser.
Farbe und Muster
Rennschnecken sind unglaublich farbvariabel, dabei sind nicht unbedingt die Muster immer genau einer Art zuzuordnen. Viele Rennschnecken sind schwarz-gelb gestreift (zum Beispiel Neritina (Vittina) turrita), mit spiraligen Streifen oder Querstreifen, andere wie Neritina waigiensis haben teils auch schmale bis breite rote Streifen in ihrem Muster, oder sie haben eine orange Grundfarbe mit gelb-schwarzem Punktmuster, das in spiraligen Linien angeordnet ist (die sogenannte Orange Track - Neritina (Vittina) semiconica. Das englische Wort Track bedeutet Reifenspur). Auch unregelmäßige Punktmuster und Streifenmuster sieht man oft. Durch sie zeichnet sich zum Beispiel die Batik-Schnecke Neritina variegata aus.
Das Gehäuse der Rennschnecken ist mehr oder weniger rundlich und hat eine turmähnliche kleine Spitze. Ihr Schneckenhaus hat eine sehr dicke, stabile Wand und besitzt einen Deckel, mit dem es dicht geschlossen werden kann und die Schnecke so vor Umwelteinflüssen (Trockenheit, unpassende Wasserwerte) oder Fressfeinden schützt. Rennschnecken werden je nach Art im Aquarium bis ca. 3 oder 3,5 cm groß und können bis zu 8 Jahre alt werden.
Das Schneckenhaus verdeckt den Körper der Rennschnecke weitgehend, sodass man das hell-dunkle Muster auf dem Körper nur erahnen kann. Die Unterseite des Fußes der Rennschnecken ist hellgrau bis grau. Stehen Rennschnecken gut im Futter, ist der Fuß größer als die Gehäuseöffnung und glattrandig. Wirkt der Fuß klein und eher schrumpelig an den Rändern, muss die Renni aufgepäppelt werden.
Video: Rennschnecken erfolgreich im Aquarium pflegen
Haltungsempfehlungen
Ein Einzeltier kann schon in einem Aquarium ab 30 Litern gehalten werden, für eine kleine Gruppe sollte es dann eher ein Becken ab 54 l aufwärts sein. Rennschnecken haben einen ordentlichen Appetit und brauchen Fläche zum Abgrasen.
Anpassungsfähig, hartes Wasser wird bevorzugt
Weil Rennschnecken in ihrer Heimat ein so großes Verbreitungsgebiet mit sehr unterschiedlichen Wasserwerten bewohnen, haben sie sich auch im Aquarium als sehr anpassungsfähig gezeigt. Eine Aquarientemperatur von 20-30 °C, ein pH-Wert von 7,0-8,5, eine Gesamthärte (GH) von bis 30°dH und eine ebenso hohe Karbonathärte (KH) sowie ein Leitwert von 350-950 µS werden generell für ihre Haltung empfohlen. Selbst in weichem Wasser zeigen sich Rennschnecken recht ausdauernd, sofern sie den von ihnen für den Gehäuseaufbau gebrauchten Kalk übers Futter bekommen. Hartes Wasser entspricht allerdings eher ihrem natürlichen Lebensraum.
Aquarium ausbruchssicher gestalten
Viele Rennschnecken leben in der Natur zeitweise außerhalb des Wassers, und auch im Aquarium kann es immer wieder vorkommen, dass sie Wanderbestrebungen zeigen. Das heißt nicht, dass sie sich nicht wohl fühlen, es entspricht einfach ihrer Natur, ihr Häuschen ab und zu zu lüften. Ein Aquarium mit Rennschnecken braucht deshalb eine Abdeckung. Offene Becken kannst du mit einem Streifen Vaseline ausbruchssicher gestalten, den du durchgehend am oberen Rand aufstreichst. Wichtig: Das Wasser sollte diesen Streifen nicht berühren.
Rennschnecken: Aufwuchsfresser, Zufüttern ist erwünscht
Rennschnecken ernähren sich überwiegend von Aufwuchs, sprich, von Bakterien und anderen Mikroorganismen in Biofilmen und auch von niedrigen Algenarten. Kieselalgen oder kleinzellige Grünalgen, die Algenfilme bilden, Schmieralgen, Staubalgen und auch Punktalgen finden sie oberlecker.
Wenn Rennschnecken nicht genügend Aufwuchs im Aquarium finden, können sie im Extremfall sogar verhungern - schade um die schönen Schnecken! Zum Zufüttern eignen sich Herbstlaub, grünes Walnusslaub, Algenplatten oder Algensteine. Auch Hokkaidokürbis wird gerne verputzt. Rennschnecken können vor allem in sehr sauberen, frisch eingerichteten Aquarien ein Futterproblem bekommen. Besser ist es, zu warten, bis sich im Aquarium ordentlich Aufwuchs, Algenfilme und Bakterienbeläge gebildet haben. Produkte wie Bacter AE können helfen, den Biofilm schneller und umfangreicher aufzubauen.
Vittina und Neritina Schnecken fressen keine Aquarienpflanzen
Das Aquarium, in dem Rennschnecken gehalten werden, kannst du ganz nach deinem Gusto bepflanzen und dekorieren. Diese Wasserschnecken buddeln nicht wirklich, und Pflanzen werden gänzlich in Ruhe gelassen.
Das dicke Gehäuse und die Tatsache, dass der Körper der Rennschnecke praktisch vollständig davon verdeckt wird, erlaubt es uns, Rennschnecken auch in Aquarien zu halten, die für andere Schnecken lebensgefährlich werden. Selbst der kräftigste Flusskrebs oder der hungrigste Buntbarsch hat gegen die harte, extrem dicke Schale der Rennis keine Chance. Man kann Rennschnecken auch bestens mit Garnelen und praktisch allen Aquarienfischen vergesellschaften. Bloß Raubschnecken sollte man nicht zu Rennschnecken setzen - das geht lange gut, aber irgendwann schnappen die Helenen dann doch zu.
Besondere Merkmale
Rennschnecken werden häufig als Algenfresser fürs Aquarium empfohlen, und da ist durchaus was dran. Diese Aquarienschnecken sind nicht nur hübsch gezeichnet und gefärbt, sondern befreien bereitwillig nach und nach die Aquarienscheiben von braunen und grünen Algenbelägen, ebenso auch die Deko und sogar algenbefallene Blätter von Aquarienpflanzen - aber nur von Algenfilmen. Höhere und sehr harte Algen wie Pelzalgen, Fusselalgen, Fadenalgen, Krustenrotalgen, Cladophora, Pinselalgen und Bartalgen rühren sie nicht an. Es kommt also ein bisschen auf die Art der Algenplage an, die man in den Griff bekommen will.
Vermehrung
Bei den Rennschnecken gibt es Männchen und Weibchen - man kann das Geschlecht trotzdem leider nicht wirklich erkennen. Nach der Paarung bekleben die Weibchen alle harten Untergründe mit ihren sesamkornartigen hellen Eikokons - sogar vor den Gehäusen ihrer Schneckenkollegen machen sie dabei nicht Halt. Aus den Kokons schlüpfen Veliger-Larvenstadien, die im Süßwasser leider nicht groß werden. In der Natur treibt die Strömung die Larven ins Meerwasser, wo sie sich entwickeln. Im Aquarium wurden Rennschnecken leider noch nie vermehrt.
Bei den Rennschnecken, die man in der Aquaristik so antrifft, handelt es sich daher immer um Naturentnahmen. Im Aquarium vermehren sich die Rennis nicht, daher können wir absolut ausschließen, dass es zu einer Schneckenplage durch die hübschen Neritiden kommt.